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Wer ernsthaft über eine Gründung nachdenkt, muss sich sehr bald mit der Frage auseinandersetzen, in welcher Rechtsform er oder sie gründen will. Die Antwort muss gut überlegt sein, denn mit einer Firmengründung sind nicht nur Kosten, sondern auch unterschiedliche Bürokratiepflichten verbunden. In diesem Beitrag zeige ich Ihnen anhand eines Beispiels, welche typischen Überlegungen Sie vor einer Gründung anstellen sollten.

Die drei Freunde Marina, Kai und Anna möchten zusammen eine Gründungsidee verwirklichen. Sie wollen zusammen Onlinekurse zum Thema Social Media Management erstellen und verkaufen.

Jeder von ihnen bringt unterschiedliche Erfahrungen ein: Marina arbeitet bereits seit einigen Jahren als Selbstständige in der Social Media Beratung, Kai hat lange Zeit in einem Konzern gearbeitet und möchte sich beruflich neu orientieren und Anna kommt frisch aus der Elternzeit. Um sich auf eine geeignete Rechtsform festlegen zu können, müssen die Gründungsvoraussetzungen geklärt werden.

Wovon ist die Wahl der Rechtsform abhängig?

Die Wahl der Rechtsform ist unter anderem abhängig von:

  • Ihrem Verantwortungswillen
  • Ihrem Kapital
  • Dem gewünschten Haftungsumfang
  • Der Eintragung im Handelsregister
  • Dem erwarteten Gewinn und Umsatz
  • Dem Verwaltungsaufwand
  • Der Benennung Ihres Unternehmens
  • Ihrer Branche
  • Der Bereitschaft, Ihre Unternehmensdaten zu veröffentlichen

Welche Rechtsformen gibt es?

Da die drei Freunde zusammen gründen wollen, kommt eine Einzelunternehmung nicht infrage. Es bleibt zu entscheiden, ob in diesem Fall eine:

  • Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)
  • Offene Handelsgesellschaft (OHG)
  • Unternehmergesellschaft (UG)
  • Kommanditgesellschaft (KG)
  • Aktiengesellschaft (AG)
  • Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)

sinnvoll ist. In gemeinsamen Gesprächen haben wir festgehalten, dass den drei zukünftigen Partnern wichtig ist, den Verwaltungsaufwand so gering wie möglich zu halten. Gegen eine Handelsregistereintragung haben sie nichts einzuwenden und für ihr Unternehmen möchten sie einen Fantasienamen festlegen. Haften möchten Marina und Anna nicht mit ihrem Privatvermögen; Kai ist jedoch bereit, dieses Risiko in Kauf zu nehmen. Da die drei Online-Kurse verkaufen möchten, schätzt Kai das finanzielle Risiko als gering ein. Ein großes Stammkapital steht den Dreien nicht zur Verfügung, lediglich zwei von ihnen haben einige Ersparnisse, was eine gleiche Verteilung nicht ermöglicht.

Zusammengefasst sieht die Situation in unserem Fallbeispiel so aus:

  • Verwaltungsaufwand: So gering wie möglich
  • Handelsregistereintragung: Möglich
  • Gewünschter Firmenname: Fantasiename
  • Haftung: Zwei Gesellschafter beschränkt, ein Gesellschafter volle Haftung
  • Verfügbares Stammkapital: gering

Im Vergleich: Die möglichen Rechtsformen für das Start-up

Demgegenüber stehen die einzelnen Rechtsformen mit ihren Bedingungen:

StammkapitalHaftungHR EintragungVerwaltungsauf-
wand
Fantasiename
GbrNeinVollNeinGering Nein
OHGNeinVollJaHochJa
UG1 €BeschränktJaHochJa
KGNeinKomplementär: Voll
Kommanditist: Beschränkt
JaHochJa
AG50.000 €BeschränktJaHochJa
GmbH25.000 €BeschränktJaHochJa

 

Vor- und Nachteile der verschiedenen Rechtsformen

Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)

Einen geringen Verwaltungsaufwand bietet den Dreien nur eine GbR. Auch Stammkapital ist bei dieser Rechtsform nicht notwendig. Jedoch ist kein Fantasiename möglich und es wird mit dem vollen Vermögen (auch dem Privaten) gehaftet.

Offene Handelsgesellschaft (OHG)

Auch bei der OHG haften die drei mit vollem Vermögen, zusätzlich ist der Verwaltungsaufwand hoch, dafür hat diese Rechtsform jedoch auch ein besseres Ansehen als die GbR.

Unternehmergesellschaft (UG)

Bei der UG sind außer dem hohen Verwaltungsaufwand alle Bedingungen zur Zufriedenheit der drei Freunde erfüllt. Die UG bietet ihnen zudem die Flexibilität, bei Vorliegen entsprechenden Stammkapitals später in eine GmbH umzuwandeln.

Kommanditgesellschaft (KG)

Dadurch, dass Kai bereit ist mit seinem Privatvermögen zu haften, kommt auch eine KG mit Kai als Komplementär und Marina und Anna als Kommanditist infrage.

Aktiengesellschaft (AG)

Die Aktiengesellschaft kommt für die drei Freunde nicht infrage, da sie ein zu hohes Stammkapital erfordert.

Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)

Bei der GmbH bleibt zu beachten, dass Anna sich beim Stammkapital von 25.000 € nicht zu einem Drittel einbringen kann.

Wie Sie sehen können, passen die Vorstellungen und Anforderungen die man an eine Rechtsform stellt, nicht zu 100 % mit den Möglichkeiten überein.

Deshalb ist es nun erforderlich zu entscheiden, mit welchen Abweichungen man leben kann und mit welchen nicht.

Setzen Sie Prioritäten

Wenn nach einer erneuten Diskussion und Abwägung z. B. doch eine Haftung mit Privatvermögen, nicht jedoch ein hoher Verwaltungsaufwand infrage kommt, dann ist die GbR zu wählen. Liegt jedoch die Priorität auf der beschränkten finanziellen Haftung, müssen sich in unserem Beispiel die drei Freunde zwischen einer UG, KG oder GmbH entscheiden. Dabei ist es auch wichtig zu berücksichtigen, dass die Rechtsformen unterschiedliches Ansehen in der Gesellschaft genießen, was z. B. bei der Kreditvergabe von Banken ein entscheidendes Kriterium wird.

Die erforderlichen Schritte zur Bestimmung der Rechtsform im Überblick:

1. Beantwortung der grundsätzlichen Fragen:

  • Möchten Sie im Team gründen oder alleine?
  • Haften Sie mit Ihrem Privatvermögen?
  • Wieviel Stammkapital sind Sie bereit, einzubringen?
  • Ist eine Eintragung ins Handelsregister nötig oder gewünscht?
  • Wie wollen Sie Ihr Unternehmen nennen?
  • Welchen Aufwand wollen Sie für die Verwaltung betreiben?

2. Abgleich mit den existierenden Rechtsformen:

  • Einzelunternehmung
  • GbR
  • OHG
  • UG
  • KG
  • AG
  • GmbH

3. Persönliche Situation mit den gegebenen Möglichkeiten abgleichen:

Die vorherigen Antworten mit den gegebenen Möglichkeiten abgleichen, Prioritäten setzen und für die Rechtsform entscheiden, die am besten zu Ihrem Vorhaben passt.

Auf diesem Weg unterstütze ich Sie gerne. Rufen Sie mich gerne an: 0721 94 54 419.

Ihr Rainer Schulte

 

Bild von pixabay: https://pixabay.com/de/sand-sandeimer-schaufeln-2148440/